San Gennaro (dt. "Heiliger Januarius") ist der Stadtpatron von Neapel und die wichtigste Heiligenfigur der Einheimischen. Sie pflegen ein sehr persönliches Verhältnis zu San Gennaro, das nicht von religiöser Demut geprägt ist und tragen ihm ihre Wünsche mit Liebe vor. Doch wehe er erfüllt sie nicht!
Nach der Legende wurde das Blut des im Jahr 305 enthaupteten Märtyrers nach seinem Tod von einer Frau in einer Phiole aufgefangen. Schon in früheren Jahrhunderten soll es sich verflüssigt haben. Bis heute gilt das Eintreten des Blutwunders als glücksverheißendes Omen für den Golf von Neapel. Vor Katastrophen ist es tatsächlich einige Male ausgeblieben, etwa beim Ausbruch der Cholera 1973 oder vor dem schweren Erdbeben im Jahr 1980.
Die Messen im Dom S. Gennaro von Neapel folgen seit Jahrhunderten dem gleichen Ritual
Die silberne Büste des Stadtpatrons wird neben dem Altar aufgestellt. Vom abate del tesoro wird die Phiole mit dem Blut den Gläubigen gezeigt und dabei gedreht. Kurz danach beginnen die traditionellen Gebete der parenti di San Gennaro. Das sind die sogenannten Verwandten des San Gennaro, eine Gruppe gläubiger Frauen auf den vorderen Bänken. Die Gebete steigern sich in ekstatischer Form, bis sich das Blut verflüssigt. Unter dem Jubel und Applaus der Gläubigen beginnen die Domglocken zu läuten. Viele Kirchenbesucher drängen sich um den Altar, um die Ampulle mit dem Blut zu küssen.
Religion oder Aberglaube?
Am stets überfüllten Gottesdienst nehmen hohe kirchliche und politische Würdenträger teil. Bis heute wurde das Blutwunder aber nicht offiziell von der katholischen Kirche anerkannt. Sie toleriert jedoch den tief verwurzelten Volksglauben der Neapolitanerinnen und Neapolitaner.
Messen für das Blutwunder finden am 19. September, am ersten Mai-Wochenende und am 16. Dezember statt. Das Blutwunder am 19. September, dem Festtag des San Gennaro, hat für die Gläubigen die größte Bedeutung.
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