Handvokabular: Typische neapolitanische Gesten in Bildern

Sie möchten sich in Neapel verständlich machen, sprechen aber kein Italienisch? Kein Problem! Mit diesen Gesten können Sie eine einfache Unterhaltung mit einem Einheimischen führen.

Ein Grundwortschatz des „Handvokabulars" trägt zur Verständigung bei und ist einfacher zu erlernen als Italienisch. Außerdem macht das Gestikulieren viel Spaß! 

Aber Achtung: Auch die Sprache der Hände hat ihre Dialekte. In den verschiedenen Regionen Süditaliens kann die selbe Geste etwas völlig anderes bedeuten. Vergleicht man etwa das Handvokabular eines Neapolitaners mit dem eines Kalabresen oder Sizilianers stellt man erstaunliche Unterschiede fest.

Die abgebildeten Gesten sind typisch für den neapolitanischen Kulturkreis, auch wenn einige von ihnen in ganz Süditalien oder Italien gebräuchlich sind.  Einige haben mehrere Bedeutungen. Ihre Bezeichnungen haben wir immer in neapolitanischer Sprache und in Deutsch angegeben.  

  Ma che ‘vvuò? (neapolitan.) - Ma che vuoi? (italien.)

 Ma che ‘vvuò?
“Aber was sagst Du eigentlich?” - Daumen und Finger werden zusammengeführt und zeigen nach oben.  Das Handgelenk schwingt mehrere Male Richtung Schulter. Diese Geste richtet sich an Personen, die viel reden, ohne sich verständlich zu machen.


Oder auch

“Was willst Du?” - Oftmals ist dies mehr als eine Frage, weil sie mit einer versteckten Drohung verbunden wird. Sie wird fast wie eine Herausforderung an eine andere Person gerichtet, die den Gestikulierenden provokativ anstarrt.

 ‘E ‘ccorna 

“Tiene ‘e ‘ccorna” („Du hast Hörner") 

Diese Geste sollte man vor einer Neapelreise unbedingt lernen, denn sie ist die schlimmste Beleidigung für einen Mann. Sie bedeutet, dass er von seiner Frau hinterlistig betrogen wird – dass sie ihm „Hörner aufsetzt". Ich kann Ihnen nur wärmstens von ihrem Gebrauch abraten...

Oder auch

“Uocchio e maluocchio” (Beschwörung) - Die Neapolitaner sind sehr abergläubisch und glauben an die Macht des bösen Blicks. Wenn die Finger auf den Boden zeigen, soll dies vor dem gefürchteten Blick schützen.

 Se t’acchiappo/Mannaggia

Se t’acchiappo/Mannaggia

„Wenn ich Dich erwische kannst Du was erleben!“

Die Hand befindet sich zwischen den Zähnen, um die Zunge vor dem Aussprechen böser Worte zu hindern. Oft wird diese Geste von Müttern benutzt, um ihre Kinder zurechtzuweisen. Die wissen allerdings genau, dass auf diese Art der Zurechtweisung niemals Taten folgen.

Falls man den Kopf dabei nach links und rechts bewegt, kann diese Geste auch die Bedeutung von “verflixt!” haben.

 Si n’allocco, nu’ turzo 
Si n’allocco, nu’ turzo

”Du bist ein Dummkopf!” Der Unterarm befindet sich in vertikaler und gut sichtbarer Position, wobei die Hand sich um die Achse des Armes dreht. Diese Geste richtet sich an leichtgläubige Personen, die einfach zu hintergehen sind.

 Ma chi t’ha fatto fa’? 
Ma chi t’ha fatto fa’?

Die Handflächen werden zusammengeführt und schwingen wiederholt zum Brustkorb und wieder weg. Diese Geste ist vieldeutig, weshalb der Kontext und der Gesichtsausdruck für ihr Verständnis wichtig sind.

Sie kann Ungeduld anzeigen: “Mach’ schnell!”, aber auch Resignation und beginnende Aufregung, sobald man die Geduld verliert: “Was willst Du denn noch von mir?”
Oft hat sie auch die Bedeutung: “Wie bist Du denn darauf gekommen, so etwas zu tun?” In diesem Fall ist die Weite der Handschwingungen kleiner, aber schneller. 

 S’hanno accucchiate!
S’hanno accucchiate!

Sich zusammentun /etwas „miteinander haben“
Zwei Personen, die sich aus einem bestimmten Grund zusammentun. Das kann sich auf ein Liebespaar beziehen, aber auch auf die Vereinigung von Kräften für nicht ganz saubere Zwecke.

 Amici per la pelle
Amici per la pelle

Busenfreunde
Diese Geste ist in der ganzen Welt bekannt und nicht untrennbar mit dem neapolitanischen Kulturkreis verbunden. Sie bedeutet eine unzertrennliche Freundschaft.

Kinder kennen die Geste auch als „flic e floc“, wodurch eine unlösbarer Pakt geschlossen wird.

© Zeichnungen von Francesca Buommino.  

Das könnte Sie auch interessieren:
» Sprache der Gesten in Italien: Unterhaltung ohne Worte
» Buchtipps zur italienischen Kunst des Gestikulierens

Region: 
Orte: 
Themen: