Neapel: Rotes Corno gegen den bösen Blick

In Neapel gibt es sie in vielen Geschäften: leuchtend rote Hörnchen in allen Größen. Sie sind das Mittel erster Wahl gegen den bösen Blick und ein beliebtes Souvenir.
Auch Pulcinella fürchtet den bösen Blick (© Francesca Buommino - Portanapoli.com)
Auch Pulcinella fürchtet den bösen Blick (© Francesca Buommino - Portanapoli.com)

Aberglauben ist weit verbreitet in Neapel. Der böse Blick und seine düsteren Träger werden in Neapel sehr gefürchtet. Viele Neapolitaner schützen sich vor ihm mit einem roten Hörnchen, dem corno

Beliebtes Souvenir aus Neapel
Corni werden in verschiedenen Größen und Formen sowie aus fast allen Materialien (etwa Plastik, Korallen, Gold oder Silber) hergestellt. Man findet sie als Schlüssel- oder Kettenanhänger und über Haustüren. Ein corno darf nach dem Volksglauben nicht gekauft werden, das brächte Unglück. Es muß als Geschenk überreicht werden, um seine Funktion gut zu erfüllen. Vielleicht gibt es deshalb in allen Souvenirgeschäften in Neapel als Mitbringsel die kleinen Hörnchen, besonders aber in der Altstadt.

Das Hörnchen war ursprünglich ein Symbol für Potenz und Fruchtbarkeit. Die Farbe Rot gilt in vielen Kulturen als glücksbringend.

Wer kein corno zur Hand hat, kann sich mit einer Geste gegen den bösen Blick verteidigen. Hierzu werden der Zeigefinger und kleiner Finger von der Hand abgespreizt und die Hand nach unten gerichtet (siehe Handvokabular).

Das Geschäft mit dem bösen Blick
Nach dem Volksglauben ist der vermeintliche Träger der bösen Blicks ein magerer Einzelgänger mit blassem Gesicht und gebogener Nase. Seine hervorstechenden Augen blicken böse und verwaschen drein. Deshalb versucht er sie hinter einer dunklen Brille zu verbergen.

In der Vergangenheit konnte man mit ein wenig (Un-) Glück sogar einem professionellen Überbringer des bösen Blicks begegnen. Der malocchio war ein schwarz gekleideter Mann mit einem unheimlichen Gesichtsausdruck, der durch die Geschäfte Neapels ging. Er stellte sich unheilverkündend vor eine Schaufensterscheibe und starrte dem Ladenbesitzer direkt in die Augen.
Gegen eine kleine Spende verschonte ihn dieser “berufliche" jettatore dann praktischerweise höchstpersönlich gegen die Folgen seines bösen Blicks.

Im modernen Neapel wird kaum jemand zugeben, dass er an den bösen Blick glaubt. Aber kein Neapolitaner ist ohne sein curniciello unterwegs......

Sie lieben die italienische Sprache?
Das rote Hörnchen heißt in Italienisch corno und in Neapolitanisch curniciello.
Böser Blick: malocchio (Italien.)
Träger des bösen Blicks: jettatore (Italien.)
Aberglaube: superstizione (Italien.)

 

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